BuiltWithNOF
Gekonnt älter werden

“Als wir noch wußten, mit 65 sind wir alt, haben wir uns auf das Altsein vorbereitet. Heute, wo wir meinen erst mit 80 (wenn überhaupt) alt zu werden, trifft uns das “Alter” oft unvorbereitet”.

Angesichts der demografischen Entwicklung und des wachsenden Anteils älterer Menschen an der Bevölkerung ist eine zunehmende Beteiligung älterer Menschen an Freiwilligentätigkeit unabdingbar, um das Überleben des Freiwilligensektors zu sichern und den Bedarf an freiwilligen Helfer(innen) zu decken. Die Entwicklung des freiwilligen Engagements unter älteren Menschen erfordert die frühzeitige Förderung der Freiwilligentätigkeit  (vor dem Rentenalter) sowie nterstützende Strukturen für diese Zielgruppe. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen sich selten nach Eintritt in den Ruhestand zum ersten Mal ehrenamtlich engagieren. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, die Freiwilligentätigkeit schon in der erwerbstätigen Bevölkerung zu fördern. (EU-Citizenship Study)

Aber: Viele ältere Menschen reden davon, “gerne Alleine” zu sein. Sie haben sich kommunikativ weit zurückgezogen und eingeigelt. Bei einer Umfrage vor einem Supermarkt erhielt ich von vielen älteren Menschen, auf die Frage, warum sie denn gerade jetzt, wo es um diese Uhrzeit überall so voll ist, unterwegs sind, am häufigsten die Antwort :”Da bin ich unter Menschen und vielleicht treffe ich ja  einen, den ich kenne”.  “Ich bin gern allein” - aber:  “Da bin ich unter Menschen und vielleicht treffe ich ja einen...” macht den vorhandenen Widerspruch deutlich. Dem Wunsch nach Kommunikation steht die Angst vor Nähe entgegen. “Beim Einkaufen sind die Begegnungen unverbindlich, da muss ich mich auf nichts einlassen”.

Aber gerade das “Sich Einlassen”, das Eingehen auf Andere ist die beste Vorbeugung gegen Einsamkeit. Es gilt, mit der Werbung für ehrenamtliche Tätigkeit auch den Rückzug in ein abgeschottetes Privatleben rechtzeitig aufzuhalten.

Nach dem Auslaufen beruflicher Kontakte mit Rentenbeginn kommen oft keine neuen Kontakte mehr dazu. Bisherige persönliche Netzwerke zerfallen, Nachbarn sind nur ärgerlich und außerdem... . Wenn es soweit gekommen ist, ist es für eine Rückkehr in ein kommunikatives Leben in den meisten Fällen schon zu spät.

Kaum einer der heute "Jungen Alten" (60+ Senior(inn)en) begeistert sich für  bestehende Seniorenangebote (0,4-0,7% der über 60Jährigen). An “Mumien schieben” (= Senioren-Tanzveranstaltungen) oder Seniorengymnastik wird allenfalls in “REHA-Maßnahmen” gern teilgenommen. Zu Hause heißt es: "So alt bin ich doch noch nicht das ich da hingehen muss" (Überwiegende Antworten bei einer Umfrage über die Seniorenangebote unter “jungen Senioren” vor einem Lebensmittelmarkt). Wenn wir dann aber “so alt” sind, können wir uns alleine nicht mehr zur Teilnahme an “externen” Angeboten entschließen.

Die aktuelle politische Aussage dazu:

"Alter und ‚aktives Altern’ sind auch eine Chance. Diese Chance müssen wir nutzen und wir müssen heute damit beginnen. Handeln nach “Schema F” funktioniert hier nicht” ( Staatsrätin Dr. Hübner in Ihrer Pressemitteilung vom 22.02.2010 )

Verbände und Vereine müssen daher neue Angebote entwickeln, die rechtzeitig (auch für die noch “jungen” Alten ) durch Mitsprache, Engagement und Anerkennung Interesse an Gesellschaft und Teilnahme am gesellschaftlichem Leben wecken.  Und es müssen mitreißende Angebote sein, die durch Form und Inhalt so begeistern, dass man Nachbarn durch Erzählen “anstecken” und überreden kann, mitzukommen - und die trotzdem finanziell erschwinglich sind. Kulturelle Angebote sind oft zu teuer, um eine Teilhabe auch älterer Menschen zu ermöglichen. Kommunen mit kostenlosen kulturellen Angeboten stellen dagegen einen immer zahlreicheren Besuch Älterer fest. Konzerte und Theateraufführungen von Schulorchestern und Theatergruppen locken auch Großeltern aus ihren Wohnungen und schaffen Begeisterung, die man weitererzählt.

Um neue Angebote entwickeln zu können, die bei den SeniorINNen auch ankommen, muss man sie selbst befragen, welche Interessen sie haben und welche Angebote sie nutzen würden. Einen kleinen Katalog möglicher Vorschläge sollte man als Anregung zur Befragung allerdings schon mitbringen. Stadtteile und Siedlungsgebiete mit überwiegend älteren Bewohnern bieten hier umfassende Auskunftspotentiale. Und: Wer gefragt wird, fühlt sich bestätigt und ist eher bereit, mitzumachen !

Wo kämen wir denn hin, wenn keiner ginge, um zu schauen, wohin wir kämen, wenn wir gingen?

Gehen Sie mit. Schreiben Sie Ihre Ideen und Erfahrungen an:

ihb@power-projects.de

[Initiative Power Projects] [Positiver Demographischer Wandel ?] [Kompetenzen Älterer] [3 Fragen an Ältere:] [Rolle der Unternehmen] [Verbände und Vereine] [Förderung von Mitsprache] [Gekonnt älter werden] [Gute Nachbarschaft] [Lösungen finden] [Persönliches Engagement] [Nachbarschaftsverein] [Zum Nachdenken] [Impressum]